„Wir glauben nicht an Gott, weil wir ihn brauchen, sondern weil er uns liebt“, Kardinal Gerhard Ludwig Müller
Lesungen zum Palmsonntag: Jes 50,4-7;Ps 22,8-9.17-18.19-20.23-24;Phil 2,6-11;Lk 22,14 - 23,56
Kreuzweg in Gröditz
„Drittens ziehen heiße Dinge, wie wir sehen, dass die Sonne den Dampf von der Erde zum Himmel hinaufzieht, daher ward auch unser Herr Jesus Christus am Kreuze heiß und hitzig, denn sein Herz brannte am Kreuze wie eine Feueresse oder ein Ofen, wo die Flamme an allen Enden hinausschlägt; so brannte er am Kreuze im Feuer der Liebe zu aller Welt. Daher zog er auch mit der Hitze seiner Liebe alle Welt an sich, denn sie gefiel ihm so sehr, dass niemand sich vor seiner Hitze bergen konnte, wie Herr David im Psalter sagt. Denn nichts, was unser Herr Jesus Christus je tat, geschah mit so großer Liebe, wie die Marter, die er am Kreuze erlitt, denn da gab er seine Seele für uns, und wusch unsre Sünde in seinem teuren Blute und brachte sich zum Opfer, um dem lebendigen Gott zu dienen. Daher zog er uns auch mit seiner Liebe am Kreuze allgewaltig an sich, so dass alle die, denen sein Tod und seine Marter zu Herzen geht, mit ihm in Ewigkeit selig werden. Amen.“
Lesungen zum Fest Maria Verkündigung Jes 7,10-14;Ps 40,7-8.9-10.11;Hebr 10,4-10;Lk 1,26-38
Maria Verkündigung, Detail an der Heiligen Pforte am Petersdom
"Maria wird beschrieben als das wahre Bundeszelt, die wahre Wohnstatt Gottes mitten unter uns. Maria wird zur Wohnstatt Gottes. Gott wohnt nicht in Steinen. Gott nimmt Wohnung im Ja des Menschen. Wohnstatt in einem offenen Herzen; wohnen statt in jenem Ja, das nicht nur einen Gedanken, ein Gefühl anbietet, sondern sich selbst anbietet, die Person in ihrer Totalität des Leibes und der Seele. Maria sagt in diesem Moment, dass der Herr immer eine Wohnstatt im Menschen sucht; immer geht es dem Herrn darum, nur im Ja eines offenen Herzens zu wohnen, in der radikalen Verfügbarkeit eines Menschen, der Gott nicht nur eine bestimmte Zeit seines Lebens zur Verfügung stellt, sondern sie selbst, in seiner ganzen Totalität. Und die Gegenwart Gottes unter uns ist das Heil."
Joseph Ratzinger, 25.03.1995, Auszug aus einer Predigt, JRGS 14/2
Lesungen zum 3. Fastensonntag: Ex 3,1-8a.10.13-15;Ps 103,1-2.3-4.6-7.8 u. 11;1 Kor 10,1-6.10-12;Lk 13,1-9
„Das Evangelium des heutigen dritten Sonntags der Fastenzeit (vgl. Lk 13,1-9) handelt von der Barmherzigkeit Gottes und unserer Umkehr. Jesus erzählt das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum. … Wofür stehen die Gestalten in diesem Gleichnis? Der Herr stellt Gottvater dar und der Winzer ist das Bild Jesu, wohingegen der Feigenbaum Symbol für die gleichgültige und gefühllose Menschheit ist. … Dieses Gleichnis vom Winzer offenbart die Barmherzigkeit Gottes, der uns Zeit für die Umkehr lässt. …
Wir können in dieser Fastenzeit denken: Was muss ich tun, um dem Herrn näher zu kommen, um umzukehren, um die Dinge »abzuschneiden «, die nicht in Ordnung sind? »Nein, nein, ich warte auf die nächste Fastenzeit.« Aber wirst du in der nächsten Fastenzeit noch leben? Denken wir heute daran, ein jeder von uns: Was muss ich angesichts dieser Barmherzigkeit Gottes tun, der mich erwartet und der immer vergibt? Was muss ich tun? Wir können uns ganz fest Gottes Barmherzigkeit anvertrauen, ohne sie jedoch zu missbrauchen. Wir dürfen die geistliche Trägheit nicht rechtfertigen, sondern müssen uns vermehrt engagieren, um umgehend mit aufrichtigem Herzen dieser Barmherzigkeit zu entsprechen.“
Lesungen zum 1. Sontag der Fastenzeit: Dtn 26,4-10;Ps 91,1-2.10-11.12-13.14-15;Röm 10,8-13;Lk 4,1-13
„Jesus geht in die Wüste, und dort wird er in Versuchung geführt, den vom Vater gewiesenen Weg zu verlassen, um andere, einfachere und weltlichere Wege einzuschlagen (vgl. Lk 4,1–13). So nimmt er unsere Versuchungen auf sich, nimmt unser Elend mit sich, um das Böse zu besiegen und uns den Weg zu Gott, den Weg zur Umkehr zu öffnen.
Das Nachdenken über die Versuchungen, denen Jesus in der Wüste ausgesetzt ist, ist eine Einladung an jeden von uns, auf eine grundlegende Frage zu antworten: Was zählt wirklich in meinem Leben? …
Was ist der Kern der drei Versuchungen, in die Jesus geführt wird? Es ist der Vorschlag, Gott zu instrumentalisieren, ihn für die eigenen Interessen, für die eigene Verherrlichung und für den eigenen Erfolg zu gebrauchen – und im Grunde sich selbst an die Stelle Gottes zu setzen, ihn aus dem eigenen Leben zu entfernen und überflüssig erscheinen zu lassen. Jeder sollte sich also fragen: Welchen Platz hat Gott in meinem Leben? Ist er der Herr oder bin ich es“?
Sir 27,4-7;Ps 92,2-3.13-14.15-16;1 Kor 15,54-58;Lk 6,39-45
"Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen?" Lk 6, 39
"Möglicherweise hängt der Sinn dieses Satzes an dem vorhergehenden Gebot, Almosen zu geben und Unrecht zu vergeben. Er sagt also: Wenn dich der Zorn gegenüber einem gewalttätigen Menschen und der Geiz gegenüber einem Bettler blind macht, wie kannst du dann mit einer so verdorbenen Gesinnung das Laster anderer heilen? Wenn unser Meister Christus, der mit göttlicher Macht hätte Vergeltung üben können für das Unrecht, das ihm getan wurde, seine Verfolger lieber durch sein Dulden zu mehr Sanftmut bewegen wollte, dann ist es für seine Jünger, die nur Menschen sind, unumgänglich, die gleiche Regel der Vollkommenheit zu befolgen." (Beda)
Quelle: Catena Aurea