"Man darf nicht einfach aufgeben, das Evangelium zu verkündigen." Benedikt XVI.

Fronleichnam: "Das Sakrament der Liebe Christi muss das ganze alltägliche Leben durchdringen"

"Wird nämlich die ganze Beziehung mit dem eucharistischen Jesus allein auf den Augenblick der heiligen Messe konzentriert, läuft man Gefahr, den Rest der Lebenszeit und des Lebensraumes seiner Gegenwart zu entleeren. Und so wird der Sinn der beständigen Gegenwart Jesu mitten unter uns und mit uns weniger wahrgenommen, eine konkrete, nahe Gegenwart inmitten unserer Häuser, als »pulsierendes Herz« der Stadt, des Landes, des Gebiets mit seinen verschiedenen Ausdrucksformen und Tätigkeiten. Das Sakrament der Liebe Christi muss das ganze alltägliche Leben durchdringen."

Benedikt XVI, Basilika St. Johann im Lateran, Donnerstag, 7. Juni 2012

Dreifaltigkeit

Lesungen zum Dreifaltigkeitssonntag: Spr 8,22-31;Ps 8,4-5.6-7.8-9;Röm 5,1-5;Joh 16,12-15

Symbol der Dreifaltigkeit: Hasenfenster in Paderborn

„Das Evangelium, das uns die Kirche in diesem Jahr am Dreifaltigkeitsfest vorlegt, bis zunächst ein Evangelium vom heiligen Geist, aber gerade in dem es von ihm handelt, deckt das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes auf. Denn der Geist redet nicht von sich aus, er ist Hören auf den Sohn und Vernehmlichmachen des Sohnes; dieser wiederum spricht nicht aus dem Eigenen, sondern ist als der Gesandte des Vaters dessen unverstellte Gegenwärtigkeit. Der Vater endlich übergibt sich so dem Sohn, dass alles, was er hat, des Sohnes ist: Jede der 3 Personen verweist auf die andere, ist nur in der anderen und in diesem Zirkel der sich verströmen Liebe, lebt die höchste Einheit und die höchste Beständigkeit, die allem Stand und Einheit gibt, was überhaupt ist.“

Joseph Ratzinger 1977 (JRGS 14/2)

"Worin besteht die Aufgabe des Heiligen Geistes, den Jesus als Gabe verheißt?"

Lesungen zum Pfingstfest: Apg 2,1-11;Ps 104,1-2.24-25.29-30.31 u. 34;Röm 8,8-17;Joh 14,15-16.23b-26

„Aufgabe des Heiligen Geistes ist, die Menschen dazu zu bringen, sich zu erinnern, das heißt die Lehren Jesu voll und ganz zu verstehen und konkret umzusetzen. Und gerade dies ist auch die Sendung der Kirche, die sie durch einen bestimmten Lebensstil verwirklicht, der sich durch einige Notwendigkeiten auszeichnet: den Glauben an den Herrn und die Befolgung seines Wortes; die Fügsamkeit gegenüber dem Wirken des Geistes, der den auferstandenen Herrn unablässig lebendig und gegenwärtig macht; die Annahme seines Friedens und das Zeugnis für diesen Frieden durch eine Haltung der Offenheit und der Begegnung mit dem anderen.“

Papst Franziskus, REGINA CAELI, Petersplatz, Sonntag, 26. Mai 2019

„Weil er beim Vater ist, ist er immerfort bei uns.“

Lesungen zum Himmelfahrsttag; Apg 1,1-11;Ps 47,2-3.6-7.8-9;Hebr 9,24-28;10,19-23;Lk 24,46-53

„In dem Evangelium haben wir die vielleicht für das erste Zuhören erstaunliche Nachricht vernommen, dass die Jünger von der Himmelfahrt des Herrn voll großer Freude weggingen. Dies wäre unverständlich, wenn Christi Himmelfahrt ein endgültiger Abschied gewesen wäre. Dann wäre es ja so etwas wie eine Wiederholung des Kreuzes gewesen, ja eigentlich noch schlimmer, weil endgültiger. Aber Christi Himmelfahrt ist nicht Wiederholung des Kreuzes, sondern dessen endgültige Überwindung. Sie bedeutet, dass Christus endgültig aus dem Raum des Todes weggeht, uns nicht mehr genommen werden kann und nun Anteil hat an der Allgegenwart der Liebe. Er ist nicht von uns gegangen, sondern er ist wirklich da; er rührt jeden von uns an und wir können immer fort zu ihm gehen. Deswegen bezeichnet das Johannesevangelium das Gehen des Herrn als ein wirkliches Kommen. Weil er beim Vater ist, ist er immerfort bei uns.“

Joseph Ratzinger, 15.05.1980 (JRGS 14/1)

„Festhalten an Jesu Wort“

Lesungen zum 6. Sonntag der Osterzeit: Apg 15,1-2.22-29;Ps 67,2-3.5-6.7-8;Offb 21,10-14.22-23;Joh 14,23-29

„ - Festhalten an Jesu Wort- dieser Kernsatz des heutigen Evangeliums steht allerdings im Widerspruch zu vielen Schlagworten unserer Stunde; denn sie verlangen nicht das Festhalten, sondern das Hinterfragen, nicht das Bleiben, sondern das Verändern, nicht das Immerwährende, sondern das andere das Neue. Aber wer nur hinterfragt, hat am Ende nichts mehr, was er befragen kann; wer nur ändert, am Ende nichts mehr, was sich noch ändern ließe. Nur wenn in allen Verändern der Mensch und die Menschenwürde unantastbar bleiben, hat das Verändern Sinn. Nur wenn die Menschenwürde unveränderlich ist, können wir voranschreiten und uns in den anderen Dingen entwickeln. …

Nur dann ist die Menschenwürde geschützt und in fester Geltung, wenn vor dem Urknall das Urwort des Logos steht - das Wort aus dem alles geworden ist ohne das nichts geworden ist, das Wort, das selbst Mensch wurde, und uns nach seinem Bilde gewollt hat und so unser aller Würde trägt und unberührbar verkörpert. Damit wird nun die Aktualität und die Dringlichkeit dessen deutlich, was in dem heutigen Evangelium steht, und es klärt sich auch, was es eigentlich meint. Welches Wort sollen wir denn festhalten? Nicht irgendeines, sondern das Wort selbst, das Wort, das am Anfang war, das menschgewordene Wort, das uns trägt, das die Würde aller Menschen ist.“

J. Ratzinger 11.05.1980 (aus JRGS 14/1)