"Das ganze Leben geht auf eine Begegnung zu." Benedikt XVI.
Lesungen zum 1. Advent: Jes 2,1-5;Ps 122,1-3.4-5.6-7.8-9;Röm 13,11-14a;Mt 24,29-44

„Denken wir kurz über die Bedeutung dieses Wortes nach, das mit »Anwesenheit«, »Ankunft«, »Kommen« übersetzt werden kann. In der Sprache der alten Welt war es ein Fachausdruck, der die Ankunft eines Amtsträgers, besonders die Ankunft des Königs oder des Kaisers in der Provinz bezeichnete. Er konnte aber auch die Ankunft der Gottheit ausdrücken, die aus ihrer Verborgenheit hervortritt und machtvoll ihre Gegenwart erweist oder deren Anwesenheit im Kult feierlich begangen wurde. Die Christen übernahmen den Begriff »Advent«, um ihre besondere Beziehung zu Jesus Christus zum Ausdruck zu bringen: Jesus ist der König, der in diese armselige Provinz Erde gekommen ist und ihr seinen Besuch schenkt; er lässt alle, die an ihn glauben, die an seine Gegenwart in der liturgischen Versammlung glauben, an der Feier seines Advents teilhaben. Mit dem Wort »adventus« wollte man im Wesentlichen sagen: Gott ist da, er hat sich nicht von der Welt zurückgezogen, er hat uns nicht alleingelassen. Auch wenn wir ihn nicht sehen und berühren können wie die sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeiten, ist er doch da und kommt auf vielerlei Weise zu uns.“
Lesungen zum Christkönigssonntag 2 Sam 5,1-3;Ps 122,1-3.4-5;Kol 1,12-20;Lk 23,35b-43 
Ausschnitt aus einem Mosaik in der Kapelle Sancta Sanctorum (Lateran, Rom)
„‘Jesus gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst‘ die im Evangelium überlieferten Worte des rechten Schächers sind das erste von einem Menschen an Jesus gerichtet Gebet in der Geschichte. …
In diesem Moment als der Schächer, dieser Widerstandskämpfer, in Jesus die göttliche Barmherzigkeit sieht, versteht er, dass er sich geirrt hat, dass das Reich Gottes nicht einfach aus unseren eigenen Kräften, nicht mit Gewalt errichtet werden kann. Ein solches Reich wäre nicht das Reich Gottes, sondern ein menschliches und auch unmenschliches Reich.
Im Antlitz des Herrn erkennt er das wahre Antlitz Gottes und so versteht er auch die Wahrheit des Reiches Gottes; dass die göttliche Macht verschieden ist von der menschlichen Macht, dass die größte Macht nicht die Macht zu zerstören ist, sondern dass die wahre Macht darin besteht, das Herz zu verwandeln, den Menschen aus seinem Inneren heraus zu verwandeln, dass die wahre Macht jene so schwache scheinbar zerbrechliche Macht der Liebe ist, die in Jesus erscheint. Er versteht, dass die Allmacht Gottes sich nicht in der Macht zu zerstören zeigt, sondern sich in Christus erweist, in der Macht der Liebe, die, gerade in dieser Situation, die wahre Macht bleibt, die das wahre menschliche Reich errichtet, weil sie das Reich Gottes in der Welt errichtet, das Reich der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit.“
Joseph Ratzinger, Christkönig 1992, JRGS 14/2
Lesungen vom 33. Sonntag im Jahreskreis: Mal 3,19-20b; Ps 98,5-6.7-8.9; 2 Thess 3,7-12; Lk 21,5-19
„Liebe Brüder und Schwestern, nehmen wir die Einladung Christi an, den alltäglichen Ereignissen im Vertrauen auf seine vorhersehende Liebe zu begegnen. Wir wollen keine Furcht vor der Zukunft haben, auch wenn diese uns düster erscheinen mag, denn der Gott Jesu Christi, der die Geschichte angenommen hat, um sie auf ihre transzendente Erfüllung hin zu öffnen, ist ihr Alpha und Omega, ihr Anfang und Ende (vgl. Offb 1,8). Er sichert uns zu, daß in jedem kleinen, aber wahren Akt der Liebe der ganze Sinn des Universums enthalten ist, und daß derjenige, der nicht zögert, sein Leben für ihn zu verlieren, es in Fülle findet (vgl. Mt 16,25).“
Lesungen zum Weihetag der Lateranbasilika: Ez 47,1-2.8-9.12; Ps 46,2-3.5-6.8-9; 1 Kor 3,9c-11.16-17; Joh 2,13-22

Lateranbasilika
„Jesus hat im heutigen Evangelium vom Tempel gesprochen und dabei eine erschütternde Wahrheit offenbart: dass der Tempel Gottes nämlich nicht nur ein Gebäude aus Stein ist, sondern sein Leib, der aus lebendigen Steinen besteht. Kraft der Taufe ist jeder Christ Teil von »Gottes Bau« (1 Kor 3,9), mehr noch: er wird Kirche Gottes.
Das geistige Haus, die Kirche als Gemeinschaft der Menschen, die durch das Blut Christi und den Geist des auferstandenen Herrn geheiligt sind, fordert von einem jeden von uns, mit dem Geschenk des Glaubens im Einklang zu sein und einen Weg des christlichen Zeugnisses zu gehen.“
Lesungen zum Fest Allerseelen: Ijob 19,1.23-27a; Ps 42,2-3.5bcd; 43,3-4; Röm 8,14-23; Joh 5,24-29

Campo Santo Teutonico (Rom)
„Erneuern wir am heutigen Tag die Hoffnung auf das ewige Leben, das wirklich im Tod und in der Auferstehung Christi gründet. »Ich bin auferstanden und bin jetzt immer bei dir«, sagt uns der Herr, und meine Hand trägt dich. Wo auch immer du fallen magst – du wirst in meine Hände fallen, und ich werde sogar an der Pforte des Todes da sein. Wohin dich keiner mehr begleiten kann und wohin du nichts mitnehmen kannst, dort warte ich auf dich, um für dich die Finsternis in Licht zu verwandeln. Die christliche Hoffnung ist jedoch nie nur individuell, sie ist immer auch Hoffnung für die anderen. Unsere Existenzen sind zutiefst aneinander gebunden, und das Gute und das Böse, das einer tut, berührt immer auch die anderen. So kann das Gebet einer Seele auf ihrer irdischen Pilgerschaft einer anderen Seele helfen, die sich nach dem Tod läutert. Das ist der Grund, warum die Kirche uns heute einlädt, für unsere lieben Verstorbenen zu beten und an ihren Gräbern auf den Friedhöfen zu verweilen. Maria, Stern der Hoffnung, möge unseren Glauben an das ewige Leben stärker und wahrer werden lassen und uns in unserem Gebet für die verstorbenen Brüder beistehen.“