"Glauben bedeutet, sich im Dunkeln an das erinnern, was man im Licht gesehen hat." Kardinal Meisner

Der Weg des Dienens

Lesungen vom 29. Sonntag im Jahreskreis: Jes 53,10-11;Ps 33,4-5.18-20 u. 22;Hebr 4,14-16;Mk 10,35-45

„Der Weg des Dienens ist das wirksamste Gegenmittel gegen die Krankheit der Suche nach den ersten Plätzen; es ist die Medizin für diejenigen, die dem Karrieredenken nachhängen, dieser Suche nach den ersten Plätzen, die so viele menschliche Kontexte ansteckt und nicht einmal die Christen, das Volk Gottes, auch nicht die kirchliche Hierarchie verschont. Deshalb nehmen wir als Jünger Christi dieses Evangelium als einen Ruf zur Umkehr an, um mit Mut und Großherzigkeit eine Kirche zu bezeugen, die sich zu den Füßen der Letzten herabbeugt, um ihnen mit Liebe und Einfachheit zu dienen.“

PAPST FRANZISKUS aus dem ANGELUS vom 21. Oktober 2018

Ein Glaube ohne Werke der Nächstenliebe macht uns am Ende traurig

Lesungen vom 28. Sonntag im Jahreskreis: Weish 7,7-11;Ps 90,12-13.14-15.16-17;Hebr 4,12-13;Mk 10,17-30

„Die heutige Liturgie unterbreitet uns die Begegnung zwischen Jesus und einem Mann, der »ein großes Vermögen hatte« (Mk 10,22) und als »reicher junger Mann« in die Geschichte einging (vgl. Mt 19,20-22). … Seine Begegnung mit Jesus ermöglicht es uns, unseren Glauben zu testen. Wenn ich dies lese, dann teste ich meinen Glauben. … Liebe Brüder und Schwestern, ein Glaube ohne zu geben, ein Glaube ohne Unentgeltlichkeit ist ein unvollständiger Glaube, er ist ein schwacher Glaube, ein kranker Glaube. … Ein Glaube ohne Gabe, ohne Unentgeltlichkeit, ohne Werke der Nächstenliebe macht uns am Ende traurig: wie diesen Mann, der, obwohl er von Jesus selbst mit Liebe betrachtet wurde, »betrübt« und »traurig« nach Hause ging (V. 22). Heute können wir uns fragen: »An welchem Punkt ist mein Glaube? Lebe ich ihn als etwas Mechanisches, als eine Pflicht-Beziehung oder als eine des Interesses an Gott? Erinnere ich mich daran, ihn zu nähren, indem ich mich von Jesus anschauen und lieben lasse?« Sich von Jesus anschauen und lieben lassen; zulassen, dass Jesus uns anschaut, uns liebt. »Und wenn ich mich zu ihm hingezogen fühle, antworte ich dann mit Unentgeltlichkeit, mit Großzügigkeit, von ganzem Herzen?«“

PAPST FRANZISKUS aus dem ANGELUS Petersplatz Sonntag, 10. Oktober 2021

Die Erkenntnis, klein zu sein, ist im Leben ein Ausgangspunkt dafür, groß zu werden

Lesungen vom 27. Sonntag im Jahreskreis: Gen 2,18-24;Ps 128,1-2.3.4-6;Hebr 2,9-11;Mk 10,2-16

„Wir erinnern uns – es war vor zwei Sonntagen das Tagesevangelium –, dass Jesus sich durch die Geste, ein Kind zu umarmen, mit den Kleinen identifizierte … Heute greift der Herr diese Lehre wieder auf und vervollständigt sie. Tatsächlich fügt er sogar hinzu: »Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen« (Mk 10,15). Das ist das Neue: der Jünger soll nicht nur den Kleinen dienen, sondern sich selbst als klein erkennen. Und erkennt sich ein jeder von uns als klein vor Gott? Lasst uns darüber nachdenken, das wird uns helfen. Das Wissen um die eigene Kleinheit, das Wissen um die eigene Erlösungsbedürftigkeit ist unerlässlich dafür, den Herrn zu empfangen. Das ist der erste Schritt, um uns ihm gegenüber zu öffnen. Oft vergessen wir das aber. Im Wohlstand, im Wohlergehen geben wir uns der Illusion hin, autark zu sein, uns selbst zu genügen, Gott nicht zu benötigen. Brüder und Schwestern, das ist eine Täuschung, denn jeder von uns ist ein bedürftiges Wesen, ein Kleiner. Wir müssen unsere eigene Kleinheit suchen und erkennen. Und dort werden wir Jesus finden.

Die Erkenntnis, klein zu sein, ist im Leben ein Ausgangspunkt dafür, groß zu werden.“

PAPST FRANZISKUS aus dem ANGELUS 3. Oktober 2021

Die Versuchung besteht in der Verschlossenheit

Lesungen zum 26. Sonntag im Jahreskreis: Num 11,25-29;Ps 19,8.10.12-13.14;Jak 5,1-6;Mk 9,38-43.45.47-48

"Die Worte Jesu decken eine Versuchung auf und enthalten eine Ermahnung. Die Versuchung besteht in der Verschlossenheit. Die Jünger möchten ein gutes Werk verhindern, nur weil die Person, die es getan hat, nicht zu ihrer Gruppe gehört. Sie meinen, sie hätten ein »Exklusivrecht« auf Jesus und nur ihnen sei es erlaubt, für das Reich Gottes zu arbeiten. Auf diese Weise fühlen sie sich privilegiert und betrachten andere als Fremde, bis hin zu einer feindseligen Haltung ihnen gegenüber. Brüder und Schwestern, jede Abschottung hält in der Tat diejenigen auf Distanz, die nicht so denken wie wir, und dies – das wissen wir – ist die Wurzel so vieler Übel in der Geschichte: Absolutheitsanspruch, der oft Diktaturen hervorgebracht hat, und so viel Gewalt gegen Menschen, die anders sind."

PAPST FRANZISKUS aus dem ANGELUS vom 26. September 2021

Das Herz für das Hören zu öffnen

Lesungen zum 25. Sonntag im Jahreskreis: Weish 2,1a.12.17-20;Ps 54,3-4.5-6.8-9;Jak 3,16 - 4,3;Mk 9,30-37

„Jesus sagt: »Der Menschensohn « – der Ausdruck, mit dem er sich selbst bezeichnet – »wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen« (Mk 9,31). Die Jünger »aber […] verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen« (V. 32).

Beim Lesen dieses Abschnitts im Bericht des Markus scheint es tatsächlich offensichtlich, daß es zwischen Jesus und den Jüngern eine tiefe innere Distanz gab; sie befinden sich sozusagen auf zwei unterschiedlichen Wellenlängen, so daß die Reden des Meisters nicht oder nur oberflächlich verstanden werden. …

Was sagt uns all das? Es ruft uns in Erinnerung, daß die Logik Gottes im Vergleich mit der unsrigen immer »anders« ist, wie Gott selbst durch den Mund des Propheten Jesaja offenbarte: »Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege« (Jes 55,8).

Die Nachfolge des Herrn erfordert daher vom Menschen immer eine tiefe Umkehr – von uns allen –, eine Änderung der Denk- und Lebensweise, sie erfordert, das Herz für das Hören zu öffnen, um sich erleuchten und innerlich verwandeln zu lassen.“

BENEDIKT XVI. aus dem ANGELUS 23. September 2012