"Wenn Sie in die Welt hineinschauen, sehen Sie keinen Himmel, aber Sie sehen überall die Spuren Gottes." Benedikt XVI.
Lesungen zum Fest der Verkündigung des Herrn:Jes 7,10-14;Ps 40,7-8.9-10.11;Hebr 10,4-10;Lk 1,26-38
Die Verkündigung, Francesco del Cossa um 1470 (SKD Dresden, Ausschnitt)
„Maria wird zur Wohnstatt Gottes. Gott wohnt nicht in Steinen. Gott nimmt Wohnung im Ja des Menschen. Wohnstatt in einem offenen Herzen; Wohnstatt in jenem Ja, das nicht nur einen Gedanken, ein Gefühl anbietet, sondern sich selbst anbietet, die Person in ihrer Totalität des Leibes und der Seele. Maria sagt in diesem Moment. dass der Herr immer eine Wohnstatt im Menschen sucht; immer geht es dem Herrn darum, nur im Jahr eines offenen Herzens zu wohnen, in der radikalen Verfügbarkeit eines Menschen, der Gott nicht nur eine bestimmte Zeit seines Lebens zur Verfügung stellt, sondern sich selbst in seiner ganzen Totalität. Und die Gegenwart Gottes unter uns ist das Heil.“
Aus einer Predigt von Joseph Ratzinger Rom 25.3.1995, RGS 14/2
Lesungen vom 3. Sonntag der Fastenzeit: Ex 3,1-8a.10.13-15;Ps 103,1-2.3-4.6-7.8 u. 11;1 Kor 10,1-6.10-12;Lk 13,1-9
„In der ersten Lesung aus dem Buch Exodus erblickt Mose, während er die Herde weidet, einen brennenden Dornbusch, der aber nicht verbrennt. Er kommt näher, um sich dieses Wunder anzusehen, als ihn eine Stimme beim Namen ruft, ihn dann auffordert, sich seiner Unwürdigkeit bewußt zu werden und ihm befiehlt, seine Schuhe abzulegen, da jener Ort heiliger Boden ist. »Ich bin der Gott deines Vaters«, sagt die Stimme zu ihm, »der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«; und sie fügt hinzu: »Ich bin der ›Ich-bin-da‹« (Ex 6,6a.14). Gott zeigt sich auf verschiedene Weise auch im Leben eines jeden von uns. Um seine Gegenwart zu erkennen, ist es aber notwendig, daß wir uns ihm im Bewußtsein unserer Armseligkeit und mit tiefer Achtung nähern. Andernfalls werden wir unfähig, ihm zu begegnen und in Gemeinschaft mit ihm zu treten. Wie der Apostel Paulus schreibt, wird auch dieses Geschehen als Mahnung für uns berichtet: Es erinnert uns, daß sich Gott nicht denen offenbart, die von Überheblichkeit und Leichtigkeit erfüllt sind, sondern denen, die vor ihm arm und demütig sind“.
Lesungen zum 2. Fastensonntag: Gen 15,5-12.17-18;Ps 27,1.7-8.9.13-14;Phil 3,17 - 4,1;Lk 9,28b-36
Verklärung Christi, Altarbild der Kirche St. Jakob Cham
„Nachdem uns nämlich die Liturgie eingeladen hat, Jesus in die Wüste zu folgen, um den Versuchungen entgegenzutreten und sie mit ihm zu besiegen, schlägt sie uns nun auf dem Weg durch die Fastenzeit vor, zusammen mit ihm auf den »Berg« des Gebets zu steigen, um in seinem menschlichen Antlitz das glorreiche Licht Gottes zu betrachten. … ). Es ist also die Rede vom Licht und von der Stimme: das göttliche Licht, das auf dem Antlitz Jesu erstrahlt, und die Stimme des himmlischen Vaters, der für ihn Zeugnis ablegt und gebietet, auf ihn zu hören. …
Liebe Brüder und Schwestern, wir alle bedürfen des inneren Lichts, um die Prüfungen des Lebens zu meistern. Dieses Licht kommt von Gott, und von Christus wird es uns geschenkt, von ihm, in dem die Fülle der Gottheit wohnt (vgl. Kol 2,9). Wir wollen gemeinsam mit Jesus auf den Berg des Gebets steigen und uns in der Betrachtung seines Antlitzes voll Liebe und Wahrheit innerlich von seinem Licht erfüllen lassen.“
Lesungen vom 1. Fastensonntag: Dtn 26,4-10;Ps 91,1-2.10-11.12-13.14-15;Röm 10,8-13;Lk 4,1-13
„Christus ist in die Welt gekommen, um uns von der Sünde und von der zweifelhaften Faszination zu befreien, unser Leben ohne Gott zu entwerfen. Er hat dies nicht mit hochtrabenden Erklärungen getan, sondern indem er selbst gegen den Versucher gekämpft hat, bis hin ans Kreuz. Dieses Beispiel gilt für alle: Man verbessert die Welt, indem man bei sich selbst anfängt und mit der Gnade Gottes das ändert, was im eigenen Leben nicht in Ordnung ist.“
Lesungen zum 8. Sonntag im Jahreskreis: Sir 27,4-7;Ps 92,2-3.13-14.15-16;1 Kor 15,54-58;Lk 6,39-45
„Die Gefahr, die wir laufen, besteht, wie der Herr sagt, darin, dass wir uns darauf konzentrieren, den Splitter im Auge unseres Bruders zu betrachten, ohne den Balken in unserem eigenen Auge zu sehen. In anderen Worten: sehr aufmerksam auf die Fehler der anderen zu achten, auch wenn sie gerade einmal so klein wie ein Splitter sind, und dabei unsere eigenen Fehler gelassen zu vernachlässigen und ihnen wenig Bedeutung beizumessen. Es stimmt, was Jesus sagt: wir finden immer Gründe, um anderen die Schuld zu geben und uns selbst zu rechtfertigen. Und oft beklagen wir uns über Dinge, die in der Gesellschaft, in der Kirche, in der Welt nicht gut laufen, ohne uns vorher selbst in Frage zu stellen und ohne uns zu verpflichten, zuallererst uns selbst zu ändern. Jede fruchtbare, positive Veränderung muss bei uns selbst anfangen. Andernfalls wird es keine Veränderung geben. Aber in dem Fall – so erläutert Jesus –werden unsere Augen blind. Und wenn wir blind sind, können wir nicht den Anspruch erheben, Führer und Meister für andere zu sein: ein Blinder kann in der Tat keinen anderen Blinden führen.“