"Es muss Wärme von uns ausgehen. Den Menschen muss es in unserer Nähe wohl sein, und sie müssen fühlen, dass der Grund dazu in unserer Verbindung mit Gott liegt." Pater Rupert Mayer

„Weil er beim Vater ist, ist er immerfort bei uns.“

Lesungen zum Himmelfahrsttag; Apg 1,1-11;Ps 47,2-3.6-7.8-9;Hebr 9,24-28;10,19-23;Lk 24,46-53

„In dem Evangelium haben wir die vielleicht für das erste Zuhören erstaunliche Nachricht vernommen, dass die Jünger von der Himmelfahrt des Herrn voll großer Freude weggingen. Dies wäre unverständlich, wenn Christi Himmelfahrt ein endgültiger Abschied gewesen wäre. Dann wäre es ja so etwas wie eine Wiederholung des Kreuzes gewesen, ja eigentlich noch schlimmer, weil endgültiger. Aber Christi Himmelfahrt ist nicht Wiederholung des Kreuzes, sondern dessen endgültige Überwindung. Sie bedeutet, dass Christus endgültig aus dem Raum des Todes weggeht, uns nicht mehr genommen werden kann und nun Anteil hat an der Allgegenwart der Liebe. Er ist nicht von uns gegangen, sondern er ist wirklich da; er rührt jeden von uns an und wir können immer fort zu ihm gehen. Deswegen bezeichnet das Johannesevangelium das Gehen des Herrn als ein wirkliches Kommen. Weil er beim Vater ist, ist er immerfort bei uns.“

Joseph Ratzinger, 15.05.1980 (JRGS 14/1)

„Festhalten an Jesu Wort“

Lesungen zum 6. Sonntag der Osterzeit: Apg 15,1-2.22-29;Ps 67,2-3.5-6.7-8;Offb 21,10-14.22-23;Joh 14,23-29

„ - Festhalten an Jesu Wort- dieser Kernsatz des heutigen Evangeliums steht allerdings im Widerspruch zu vielen Schlagworten unserer Stunde; denn sie verlangen nicht das Festhalten, sondern das Hinterfragen, nicht das Bleiben, sondern das Verändern, nicht das Immerwährende, sondern das andere das Neue. Aber wer nur hinterfragt, hat am Ende nichts mehr, was er befragen kann; wer nur ändert, am Ende nichts mehr, was sich noch ändern ließe. Nur wenn in allen Verändern der Mensch und die Menschenwürde unantastbar bleiben, hat das Verändern Sinn. Nur wenn die Menschenwürde unveränderlich ist, können wir voranschreiten und uns in den anderen Dingen entwickeln. …

Nur dann ist die Menschenwürde geschützt und in fester Geltung, wenn vor dem Urknall das Urwort des Logos steht - das Wort aus dem alles geworden ist ohne das nichts geworden ist, das Wort, das selbst Mensch wurde, und uns nach seinem Bilde gewollt hat und so unser aller Würde trägt und unberührbar verkörpert. Damit wird nun die Aktualität und die Dringlichkeit dessen deutlich, was in dem heutigen Evangelium steht, und es klärt sich auch, was es eigentlich meint. Welches Wort sollen wir denn festhalten? Nicht irgendeines, sondern das Wort selbst, das Wort, das am Anfang war, das menschgewordene Wort, das uns trägt, das die Würde aller Menschen ist.“

J. Ratzinger 11.05.1980 (aus JRGS 14/1)

Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.

Lesungen zum 5. Sonntag der Osterzeit: Apg 14,21b-27;Ps 145,1-2.8-9.10-11.13c-14;Offb 21,1-5a;Joh 13,31-33a.34-35

„Denke aber nicht, daß jenes wichtigste Gebot übergangen worden sei, welches vorschreibt, den Herrn, unseren Gott, zu lieben. Diejenigen, die sie richtig verstehen, finden beide Gebote in den einzelnen: Denn wer Gott liebt, kann ihn nicht verachten, der uns vorschreibt, unseren Nächsten zu lieben; und wer mit erhabener und geistlicher Liebe den Nächsten liebt, was liebt er in ihm, wenn nicht Gott? Das ist die Liebe, von der der Herr, um sie von aller weltlichen Liebe zu unterscheiden, sagt: wie ich euch geliebt habe. Denn was liebt er in uns, wenn nicht Gott, nicht als hätten wir ihn schon, sondern daß wir ihn doch besäßen? So sollen auch wir einander lieben, soviel wir können, und in Liebe dafür Sorge tragen, daß wir Gott in uns haben. (Augustinus)“

Quelle: Catena Aurea

„Hören mit dem Herzen“

Lesungen vom 4. Ostersonntag: Apg 13,14.43b-52;Ps 100,1-3.4.5;Offb 7,9.14b-17;Joh 10,27-30

„Jesus offenbart sich als »der Gute Hirt« und sagt: »Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen« (V. 27-28).

Diese Worte helfen uns zu verstehen, dass niemand sagen kann, er folge Jesus nach, wenn er nicht auf seine Stimme hört. Und dieses »hören« darf nicht oberflächlich verstanden werden, sondern es bezieht den Hörer ein, so dass es ein wahres gegenseitiges Kennenlernen ermöglicht, aus dem sich eine großherzige Nachfolge ergeben kann, die in den Worten »und sie folgen mir« (V. 27) zum Ausdruck kommt. Es handelt sich nicht nur um ein Hören mit den Ohren, sondern um ein Hören mit dem Herzen.“

PAPST FRANZISKUS, Regina Caeli 17. April 2016

„Weide meine Schafe!“

Leseungen des 3. Ostersonntags: Apg 5,27-32.40b-41;Ps 30,2 u. 4.5-6b.6cd u. 12a u. 13b;Offb 5,11-14;Joh 21,1-19

St. Paulus vor den Mauern in Rom (Detail)

„Im Evangelium beauftragt Jesus den Petrus dreimal, seine Herde zu weiden, sie mit seiner Liebe zu weiden, und er weissagt ihm: „Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst“ (Joh 21,18). Das ist ein Wort, das vor allem an uns Hirten gerichtet ist: Man kann die Herde Gottes nicht weiden, wenn man nicht akzeptiert, vom Willen Gottes auch dahin geführt zu werden, wo man nicht will, wenn man nicht bereit ist, Christus mit der Hingabe des eigenen Selbst ohne Einschränkungen und ohne Berechnungen zu bezeugen, manchmal auch um den Preis des eigenen Lebens. Doch dies gilt für alle: Das Evangelium muss verkündet und bezeugt werden. Jeder müsste sich fragen: Wie bezeuge ich Christus mit meinem Glauben? Habe ich den Mut Petri und der anderen Apostel, als Christ zu denken, zu entscheiden und zu leben, indem ich Gott gehorche? … Erinnern wir uns alle gut daran: Man kann das Evangelium Jesu nicht ohne das konkrete Lebenszeugnis verkünden. Wer uns hört und uns sieht, muss in unserem Tun das lesen können, was er aus unserem Mund hört, und Gott die Ehre geben! Da kommt mir jetzt ein Rat in den Sinn, den der heilige Franziskus von Assisi seinen Mitbrüdern gab: „Verkündet das Evangelium und, sollte es nötig sein, auch mit Worten!“ Verkünden mit dem Leben: Zeugnis geben. Die Inkohärenz der Gläubigen und der Hirten zwischen dem, was sie sagen, und dem, was sie tun, zwischen dem Wort und der Lebensweise untergräbt die Glaubwürdigkeit der Kirche.“

Aus einer Predigt von Papst Franziskus, Basilika St. Paul vor den Mauern, Dritter Sonntag der Osterzeit, 14. April 2013