"Man darf nicht einfach aufgeben, das Evangelium zu verkündigen." Benedikt XVI.

Die Wirklichkeit der Kirche

Lesungen zum 11. Sonntag im Jahreskreis: Ex 19,2-6a;Ps 100,1-3.4-5;Röm 5,6-11;Mt 9,36 - 10,8

"Die Bibeltexte, die wir an diesem elften Sonntag im Jahreskreis gehört haben, helfen uns, die Wirklichkeit der Kirche zu verstehen: die erste Lesung (vgl. Ex 19,2–6a) ruft den Bund in Erinnerung, der am Berg Sinai während des Auszugs aus Ägypten geschlossen wurde; das Evangelium (Mt 9,36–10,8) besteht aus der Erzählung der Berufung und der Aussendung der zwölf Apostel. … Als nämlich Jesus die Zwölf berief, wollte er symbolisch auf die Stämme Israels Bezug nehmen, die ja auf die zwölf Söhne Jakobs zurückgehen. Indem er deshalb in den Mittelpunkt seiner neuen Gemeinschaft die Zwölf stellt, läßt er verstehen, daß er gekommen ist, um den Plan des himmlischen Vaters zur Erfüllung zu bringen, auch wenn erst an Pfingsten das neue Antlitz der Kirche sichtbar werden sollte: wenn nämlich die Zwölf, erfüllt mit dem Heiligen Geist, das Evangelium in allen Sprachen verkünden werden (vgl. Apg 2,3–4). Da wird dann die universale Kirche sichtbar werden, die in einem einzigen Leib faßbar ist, dessen Haupt der auferstandene Christus ist, und die von ihm zu allen Nationen gesandt ist, bis an die äußersten Grenzen der Erde (vgl. Mt 28,20)."

Benedikt XVI 15.Juni 2008 in Brindisi

Fronleichnam: "Das Sakrament der Liebe Christi muss das ganze alltägliche Leben durchdringen"

Lesungen zum Fronleichnamsfest: Dtn 8,2-3.14-16a;Ps 147,12-13.14-15.19-20;1 Kor 10,16-17;Joh 6,51-58

"Wird nämlich die ganze Beziehung mit dem eucharistischen Jesus allein auf den Augenblick der heiligen Messe konzentriert, läuft man Gefahr, den Rest der Lebenszeit und des Lebensraumes seiner Gegenwart zu entleeren. Und so wird der Sinn der beständigen Gegenwart Jesu mitten unter uns und mit uns weniger wahrgenommen, eine konkrete, nahe Gegenwart inmitten unserer Häuser, als »pulsierendes Herz« der Stadt, des Landes, des Gebiets mit seinen verschiedenen Ausdrucksformen und Tätigkeiten. Das Sakrament der Liebe Christi muss das ganze alltägliche Leben durchdringen."

Benedikt XVI, Basilika St. Johann im Lateran, Donnerstag, 7. Juni 2012

Das Handeln der drei göttlichen Personen – Vater, Sohn und Heiliger Geist – ist ein einziger Plan der Liebe

Lesungen zum Dreifaltigkeitssonntag: Ex 34,4b.5-6.8-9;Dan 3,52.53.54.55.56;2 Kor 13,11-13;Joh 3,16-18

„Gott hat die gute, schöne Welt geschaffen, doch nach der Sünde ist die Welt vom Bösen und der Korruption geprägt. Wir Männer und Frauen sind alle Sünder, deshalb könnte Gott eingreifen, um die Welt zu richten, das Böse zu vernichten und die Sünder zu bestrafen. Stattdessen liebt er die Welt, trotz ihrer Sünden; Gott liebt jeden von uns, auch wenn wir Fehler machen und uns von ihm abwenden. Gott, der Vater, liebt die Welt so sehr, dass er, um sie zu retten, das gibt, was er an Kostbarstem hat: seinen eingeborenen Sohn, der sein Leben für die Menschheit hingibt, aufersteht, zum Vater zurückkehrt und mit ihm zusammen den Heiligen Geist sendet. Die Dreifaltigkeit ist also Liebe, ganz im Dienste der Welt, die sie retten und neu erschaffen will. Wenn wir heute an Gott Vater und den Sohn und den Heiligen Geist denken, denken wir an die Liebe Gottes! Und es wäre schön, wenn wir uns geliebt fühlten. »Gott liebt mich«: das ist das Gefühl heute.“

Franziskus, aus dem Angelus am 7. Juni 2020

„Voraussetzungen für die Herkunft des Heiligen Geistes“

Lesungen vom Pfingstsonntag: Apg 2,1-11;Ps 104,1-2.24-25.29-30.31 u. 34;1 Kor 12,3b-7.12-13;Joh 20,19-23

„Sie wussten, dass ihr Beieinandersein, dass ihre Eintracht, die Voraussetzung für Pfingsten war. Und sie erkannten, dass wiederum die Voraussetzung für die Eintracht das Gebet ist. Denn nur das Gebet und nicht die raffinierteste Psychotechnik kann jenen seelischen Grund in uns freilegen, in dem wir einander berühren, in dem wir miteinander verträglich sind, in dem Friede und Einheit sind. Eintracht ist die Voraussetzung für die Gabe des Geistes und Gebet die Voraussetzung der Eintracht. Aber auch dies andere, das wir hörten, das wartende Offenstehen auf den Herrn, gehört dazu. Und hier gerade muss die Kirche unserer Zeit – wie mir scheint – ganz neu lernen.

Es gibt sehr viel Aktivität in der Kirche von heute. Es gibt einen Fleiß, der die Menschen bis an die Grenzen ihrer Kräfte, und oft darüber hinaus, beansprucht. Aber es gibt kaum noch jenes stille Verweilen vor dem Worte Gottes, in dem sich unser Wollen und Tun entkrampfen und gerade so frei und fruchtbar werden. Gewiss, der Herr braucht unseren Fleiß und unsere Hingabe. Aber wir brauchen seine Gegenwart. Wir müssen den Mut zum Ungetanen, und so die Demut des Wartens vor dem Worte, neu lernen. Denn sehr oft würde eine einzige Stunde des stillen Hineinhörens in Gottes Wort mehr wirken als ganze Tagungen mit Sitzungen und Diskussionen. Und ein Augenblick des Gebetes würde fruchtbarer sein als ganze Stöße von Papieren.“

Aus einer Pfingstpredigt von Joseph Ratzinger 14. Mai 1978

„Dies ist das ewige Leben dich, den einzigen Gott zu erkennen und Jesus Christus“

Lesungen vom 7. Ostersonntag: Apg 1,12-14;Ps 27,1.4.7-8;1 Petr 4,13-16;Joh 17,1-11a

„Das Tiefste, was Menschenleben überhaupt zu Leben und zu Menschenleben macht ist dies, dass Gott uns anrührt und dass wir ihn anrühren können. Das ist das Maß, das unsere Würde garantiert und von dem her wir Leben und Menschsein entdecken, einander schenken und voneinander empfangen müssen. Wenn wir von diesem Maß her leben, Leben von dem Sein zu Gott hin in seiner Würde begreifen, dann wird von Gott her die Welt menschlich.“

Joseph Ratzinger, München 7. Mai 1978, JRGS 14/1