"Nur die Kirche kann den Menschen vor der erniedrigenden Knechtschaft bewahren, ein Kind seiner Zeit zu sein." C. K. Chesterton

Zu wem gehöre ich?

Lesungen zum 29. Sonntag im Jahreskreis: Jes 45,1.4-6;Ps 96,1 u. 3.4-5.7-8.9 u. 10abd;1 Thess 1,1-5b;Mt 22,15-21

Bild der Kaiserin Maria Theresia auf einer Münze

"Der Verweis auf das in die Münze eingravierte Bild des Kaisers besagt, dass es richtig ist, sich – mit Rechten und Pflichten – als vollwertige Bürger des Staates zu fühlen. Doch symbolisch lässt es an ein anderes Bild denken, das in jeden Menschen eingeprägt ist: das Bild Gottes. Er ist der Herr über alles, und wir, die wir »nach seinem Bild« geschaffen wurden, gehören vor allem zu ihm. Jesus leitet aus der ihm von den Pharisäern gestellten Frage eine radikalere und für uns alle lebenswichtige Fragestellung ab, eine Frage, die wir uns stellen können: Zu wem gehöre ich? Zu meiner Familie, zur Stadt, zu den Freunden, zur Schule, zur Arbeit, zur Politik, zum Staat? Ja, gewiss. Doch vor allem – Jesus ruft es uns in Erinnerung – gehörst du zu Gott. Das ist die grundlegende Zugehörigkeit."

Franziskus, aus dem Angelus vom 22.10.2017

Das Hochzeitsgewand, das die Liebe ist

Lesungen zum 28. Sonntag im Jahreskreis Jes 25,6-10a;Ps 23,1-3.4.5.6;Phil 4,12-14.19-20;Mt 22,1-14

Im Evangelium spricht Jesus zu uns von der Antwort, die auf die Einladung Gottes – in der Gestalt eines Königs – zur Teilnahme an diesem Festmahl gegeben wird (vgl. Mt 22,1–14). Es sind viele eingeladen, doch es geschieht etwas Unerwartetes: sie lehnen es ab, an dem Festmahl teilzunehmen, sie haben anderes zu tun; ja, einige zeigen offen, daß sie die Einladung verschmähen. Gott ist uns gegenüber großzügig, er bietet uns seine Freundschaft, seine Gaben, seine Freude an, aber wir nehmen seine Worte oft nicht an, zeigen für andere Dinge mehr Interesse, setzen unsere materiellen Sorgen, unsere Interessen an die erste Stelle. …

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Der Stein, den die Bauleute verwarfen, ist zum Eckstein geworden

Lesungen zum 27. Sonntag im Jahreskreis: Jes 5,1-7;Ps 80,9 u. 12.13-14.15-16.19-20;Phil 4,6-9;Mt 21,33-42.44.43

„Der Besitzer des Weinbergs steht für Gott, während der Weinberg sein Volk wie auch das Leben symbolisiert, das er schenkt, damit wir mit seiner Gnade und unserem Einsatz das Gute tun. Der hl. Augustinus kommentiert hierzu, daß »Gott uns wie einen Acker bebaut, um uns besser zu machen« (Sermo 87,1, 2: PL 38, 531). Gott hat einen Plan für seine Freunde, doch leider richtet sich die Antwort des Menschen oft auf die Untreue aus, die zur Ablehnung wird. Stolz und Egoismus verhindern sogar, das kostbarste Geschenk Gottes zu erkennen und anzunehmen: seinen eingeborenen Sohn. Als er nämlich »seinen Sohn zu ihnen [sandte]«, schreibt der Evangelist Matthäus, … »packten ihn [die Winzer], warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um« (Mt 21,37.39). Gott gibt sich selbst in unsere Hände, er akzeptiert es, ein unergründliches Geheimnis der Schwäche zu werden, und offenbart seine Allmacht in der Treue zu einem Plan der Liebe, der am Ende jedoch auch die gerechte Strafe für die Bösen vorsieht (vgl. Mt 21,41).

Fest verankert im Glauben an den Eckstein, der Christus ist, bleiben wir in ihm wie die Rebe, die aus sich heraus keine Frucht tragen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt. Allein in ihm, durch ihn und mit ihm wird die Kirche errichtet, das Volk des Neuen Bundes. Hierzu hat der Diener Gottes Paul VI. geschrieben: »Die erste Frucht der Vertiefung des Bewußtseins der Kirche von sich selbst ist die erneute Entdeckung ihrer lebendigen Beziehung zu Christus.“

Benedikt XVI aus dem Angelus am 2. Oktober 2011

Gott hat Geduld mit jedem von uns

Lesungen zum 26. Sonntag im Jahreskreis: Ez 18,25-28;Ps 25,4-5.6-7.8-9;Phil 2,1-11;Mt 21,28-32

 

"Im heutigen Evangelium macht der erste Bruder eine bessere Figur, und zwar nicht deshalb, weil er zu seinem Vater »Nein« gesagt hat, sondern weil er sich nach dem »Nein« zum »Ja« bekehrt hat, weil er bereut hat. Gott hat Geduld mit jedem von uns: Er wird es nicht müde, er gibt nach unserem »Nein« nicht auf. Er lässt uns auch die Freiheit, uns von ihm zu entfernen und Fehler zu machen. Es ist wunderbar, an Gottes Geduld zu denken! Daran, dass der Herr immer auf uns wartet, immer an unserer Seite ist, um uns zu helfen, aber unsere Freiheit respektiert. Und er wartet sehnsüchtig auf unser »Ja«, um uns wieder in seine väterlichen Arme zu schließen und uns mit seiner grenzenlosen Barmherzigkeit zu erfüllen. Der Glaube an Gott fordert auf, jeden Tag die Entscheidung für das Gute und gegen das Böse, die Entscheidung für die Wahrheit und gegen die Lüge, die Entscheidung für die Nächstenliebe und gegen den Egoismus zu erneuern. Wer sich nach der Erfahrung der Sünde zu dieser Entscheidung bekehrt, wird sich auf den ersten Plätzen im Himmelreich wiederfinden, wo über einen Sünder, der umkehrt, mehr Freude herrscht als über neunundneunzig Gerechte (vgl. Lk 15,7)."

Franziskus aus dem Angelus 27.09.2020

Gott ruft uns immer wieder in seinen Weinberg

Lesungen zum 25.Sonntag im Jahreskreis: Jes 55,6-9;Ps 145,2-3.8-9.17-18;Phil 1,20ad-24.27a;Mt 20,1-16

„In dieser Erzählung zeigt uns Jesus die überraschende Art von Gottes Handeln, dargestellt durch zwei Haltungen des Gutsbesitzers: den Ruf und den Lohn.

Zunächst der Ruf. Fünfmal geht der Herr eines Weinbergs auf den Platz hinaus und ruft Männer auf, für ihn zu arbeiten: um sechs, neun, zwölf, drei und dann um fünf Uhr nachmittags … So handelt Gott auch heute: Er ruft weiterhin alle Menschen zu jeder Stunde, um sie zur Arbeit in seinem Reich einzuladen. Das ist Gottes Stil, den wir übernehmen und nachahmen sollen. … Er geht ständig hinaus, auf der Suche nach den Menschen, weil er will, dass niemand von seinem Liebesplan ausgeschlossen wird. …

Gott zahlt immer den höchsten Lohn: er bleibt nicht beim halben Lohn stehen. Er zahlt alles. Und hier versteht man, dass Jesus nicht über Arbeit und gerechten Lohn spricht – das ist ein anderes Problem –, sondern über das Reich Gottes und die Güte des himmlischen Vaters, der ständig hinausgeht, um die Menschen einzuladen, und der allen das Maximum bezahlt.“

Papst Franziskus aus dem Angelus am 20.09.2020