"Christus achtet nicht darauf, wie oft wie in unserem Leben straucheln, sondern wie oft wir mit seiner Hilfe wieder aufstehen." Benedikt XVI.

In der Woche zwei der Pandemie dachte ich mir, ich melde mich einfach mal wieder bei Ihnen.

Liebe Pfarrgemeinde von St. Barbara, Liebe Schwestern und Brüder in den Ortsgemeinden Riesa, Großenhain, Wermsdorf, Mügeln, Oschatz und Gröditz (Schreiben hier als pdf)

In der Woche zwei der Pandemie dachte ich mir, ich melde mich einfach mal wieder bei Ihnen. Ich weiß nicht wie es ihnen im Moment mit der so genannten Corona-Krise so geht, aber für mich ist das alles so irgendwie unwirklich.

Kaum Menschen auf der Straße, die Sonne scheint, wunderschöne Frühlingstage, alles sieht völlig normal aus. Wenn es die Meldungen in den Nachrichten nicht gäbe, könnten wir denken, wir träumen und die ganze Corona-Krise gibt es eigentlich gar nicht wirklich.

Und doch, ist da die innere Sorge über die Zukunft und die immer wiederkehrende bohrende Frage, wann erwischt es mich und was wird dann? Denn die Infektionszahlen steigen weiter und weiter, ein Ende scheint nicht abzusehen. Viele Fragen beschäftigen uns in diesen Tagen, wie zum Beispiel, was passiert mit den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen im Handel und Gaststättengewerbe? Wie geht es denen, die an vorderster Front weiterarbeiten müssen? Denen, die ständig der Gefahr ausgesetzt sind angesteckt zu werden, die zum Beispiel im Lebensmittelhandel, in den Pflegediensten und Krankenhäusern arbeiten?

Aber nicht nur die, sondern alle, die versuchen das öffentliche Leben irgendwie am Laufen zu halten? Sie alle müssen jeden Tag mit der Angst klarkommen, angesteckt zu werden und was wird dann? Wird es dann wieder so wie vorher, wo sich zum Beispiel kein Mensch für die Kassiererin im Supermarkt wirklich interessiert hat? Und da sind noch die vielen Menschen, die auf einmal zu Hause auf sich alleingestellt sind, für die der Gang zum Supermarkt, zum Bäcker oder Fleischer nicht einfach nur eine Einkaufstour war und ist, sondern auch eine Form der Kommunikation mit anderen Menschen, um der Einsamkeit etwas zu entfliehen.

Oder was ist mit den vielen Kindern und Jugendlichen die jetzt zu Hause bleiben müssen, den Kontakt zu ihren Freunden und Mitschülern nur noch über das Telefon oder das Internet pflegen können, ein gemeinschaftliches Abhängen nicht mehr möglich ist?

Was ist eigentlich mit den Vielen, die jetzt in dieser Zeit einen Abschluss machen und danach studieren oder in einen Beruf einsteigen wollten? Sie müssen warten und das kann ziemlich an die Substanz gehen. Und da reden wir von einem Gott, der uns liebt? Klingt wie, als kämen wir aus einer anderen Welt, oder?

Liebe Schwestern und Brüder, auch wenn diese Fragen jetzt etwas provozieren, aber mal ehrlich, denken wir nicht fast alle so? Selbst ich bin mit der Situation etwas überfordert, weil ich diese Unsicherheit auch in mir drin spüre. Doch was sollen wir jetzt tun? Wenn wir durch das Internet surfen, bekommen wir eine ganze Menge auch von überflüssigen Ratschlägen, wie wir diese Zeit gut überstehen können, von der wir eigentlich gar nicht wissen, wie lange diese letztlich überhaupt dauern wird.

Auch wir als Kirchen versuchen Sie mit allerlei Online Angeboten bei der Stange zu halten, weil wir die Gemeinden nicht aus den Augen verlieren wollen. Das Fernsehen versucht uns zwischen den Werbespots über Aufrufe sogenannter Prominenter zu erreichen, die uns auffordern, zu Hause zu bleiben. Ich finde das prinzipiell gut, nur mit einer kleinen Einschränkung, dabei nur auf unser Können oder auch unser Unterlassen zu bauen.

Dass wir damit die Pandemie unter Kontrolle bekommen könnten, halte ich für zu kurz gegriffen. Wir sollten nicht dem Irrtum verfallen, alles wirklich aus eigener Kraft lösen zu können. Neben dem vielfachen Helfen innerhalb der Bevölkerung, der vielen Hilfsprogramme die jetzt initiiert werden und dem hohen Einsatz der im Gesundheitswesen und im Handel tätigen Menschen, sollten wir eines vielleicht nicht vergessen, nämlich Gott in irgendeiner Form mit einzubinden: Das kann ein Gebet sein oder aber auch ein paar aufmunternde Worte am Telefon oder über WhatsApp.

Auch wenn da die obersten Datenschützer in diesen Zeiten ein sehr wachsames Auge auf uns dies bezüglich haben. Gott einzubinden kann viele verschiedene Formen haben, unter anderem auch, dass wir zu Hause versuchen miteinander auszukommen. Denn ich könnte mir vorstellen, dass es für manche Familien im Moment eine große Herausforderung darstellt, auf sich gestellt zu sein.

Vor allem dann, wenn dann doch die Mitteilung kommt, dass sich jemand aus der Familie angesteckt hat. Gott mit einzubinden kann bedeuten, sich auszuhalten.
Gott einzubinden kann zum Beispiel auch unsere Hilflosigkeit bedeuten, die Eltern im Seniorenheim oder zu Hause nicht besuchen zu dürfen. Manchmal nicht zu wissen, was los ist, weil wir sie nicht erreichen können. Das wir in diesen Momenten gläubige Menschen sind, zeigt sich nicht unbedingt dadurch, dass wir jetzt unablässig beten und Kerzen in die Fenster stellen.

Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch, das ist sicherlich auch wichtig und Ausdruck des Vertrauens gegenüber Gott. Wenn dadurch aber unsere Menschlichkeit auf der Strecke bleibt, das Hemd auch nur näher ist als die Hose, wenn sich nicht der Glaube im Umgang miteinander wiederspiegelt, dann ist das Muster ohne Wert, wie es so schön heißt. Das klingt jetzt alles nicht wirklich neu und ob die Pandemie dadurch etwas erträglicher wird, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht.

Aber es könnte uns helfen, unsere inneren Ängste auf einem geringen Niveau zu halten und den Blick auf das Wesentliche im Leben nicht zu verlieren. Denn das Wesentliche ist nicht, dass wir genügend Toilettenpapier zu Hause haben und auch nicht, dass wir mittlerweile mehr Nudeln zu Hause beherbergen als die Discountermärkte, sondern das wesentliche sind WIR. Geben Sie auf sich acht und verlieren Sie nicht ihren Humor:

„An alle, die hier Klopapier sammeln, mir fehlen noch Blatt 7, 36, 69 und 152, dann habe ich das Album voll! Tauschen?“ Quelle: SCHWARZER-KAFFEE.COM; INSTAGRAMM.COM/SCHWARZER-KAFFEE

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, auch im Namen unseres Gemeindereferenten Herrn Matthias Demmich und Herrn Pfarrer Andreas Eckert, Gottes Segen und vor allem Gesundheit!

Im Gebet mit Ihnen verbunden Ihr Pfarrer Markus Scholz