Bekennt euch zu ihm vor allen Völkern, ihr Kinder Israels; denn er selbst hat uns unter die Völker zerstreut. Tob 13, 3

"Worin besteht die Aufgabe des Heiligen Geistes, den Jesus als Gabe verheißt?"

Lesungen zum Pfingstfest: Apg 2,1-11;Ps 104,1-2.24-25.29-30.31 u. 34;Röm 8,8-17;Joh 14,15-16.23b-26

„Aufgabe des Heiligen Geistes ist, die Menschen dazu zu bringen, sich zu erinnern, das heißt die Lehren Jesu voll und ganz zu verstehen und konkret umzusetzen. Und gerade dies ist auch die Sendung der Kirche, die sie durch einen bestimmten Lebensstil verwirklicht, der sich durch einige Notwendigkeiten auszeichnet: den Glauben an den Herrn und die Befolgung seines Wortes; die Fügsamkeit gegenüber dem Wirken des Geistes, der den auferstandenen Herrn unablässig lebendig und gegenwärtig macht; die Annahme seines Friedens und das Zeugnis für diesen Frieden durch eine Haltung der Offenheit und der Begegnung mit dem anderen.“

Papst Franziskus, REGINA CAELI, Petersplatz, Sonntag, 26. Mai 2019

„Weil er beim Vater ist, ist er immerfort bei uns.“

Lesungen zum Himmelfahrsttag; Apg 1,1-11;Ps 47,2-3.6-7.8-9;Hebr 9,24-28;10,19-23;Lk 24,46-53

„In dem Evangelium haben wir die vielleicht für das erste Zuhören erstaunliche Nachricht vernommen, dass die Jünger von der Himmelfahrt des Herrn voll großer Freude weggingen. Dies wäre unverständlich, wenn Christi Himmelfahrt ein endgültiger Abschied gewesen wäre. Dann wäre es ja so etwas wie eine Wiederholung des Kreuzes gewesen, ja eigentlich noch schlimmer, weil endgültiger. Aber Christi Himmelfahrt ist nicht Wiederholung des Kreuzes, sondern dessen endgültige Überwindung. Sie bedeutet, dass Christus endgültig aus dem Raum des Todes weggeht, uns nicht mehr genommen werden kann und nun Anteil hat an der Allgegenwart der Liebe. Er ist nicht von uns gegangen, sondern er ist wirklich da; er rührt jeden von uns an und wir können immer fort zu ihm gehen. Deswegen bezeichnet das Johannesevangelium das Gehen des Herrn als ein wirkliches Kommen. Weil er beim Vater ist, ist er immerfort bei uns.“

Joseph Ratzinger, 15.05.1980 (JRGS 14/1)

„Festhalten an Jesu Wort“

Lesungen zum 6. Sonntag der Osterzeit: Apg 15,1-2.22-29;Ps 67,2-3.5-6.7-8;Offb 21,10-14.22-23;Joh 14,23-29

„ - Festhalten an Jesu Wort- dieser Kernsatz des heutigen Evangeliums steht allerdings im Widerspruch zu vielen Schlagworten unserer Stunde; denn sie verlangen nicht das Festhalten, sondern das Hinterfragen, nicht das Bleiben, sondern das Verändern, nicht das Immerwährende, sondern das andere das Neue. Aber wer nur hinterfragt, hat am Ende nichts mehr, was er befragen kann; wer nur ändert, am Ende nichts mehr, was sich noch ändern ließe. Nur wenn in allen Verändern der Mensch und die Menschenwürde unantastbar bleiben, hat das Verändern Sinn. Nur wenn die Menschenwürde unveränderlich ist, können wir voranschreiten und uns in den anderen Dingen entwickeln. …

Nur dann ist die Menschenwürde geschützt und in fester Geltung, wenn vor dem Urknall das Urwort des Logos steht - das Wort aus dem alles geworden ist ohne das nichts geworden ist, das Wort, das selbst Mensch wurde, und uns nach seinem Bilde gewollt hat und so unser aller Würde trägt und unberührbar verkörpert. Damit wird nun die Aktualität und die Dringlichkeit dessen deutlich, was in dem heutigen Evangelium steht, und es klärt sich auch, was es eigentlich meint. Welches Wort sollen wir denn festhalten? Nicht irgendeines, sondern das Wort selbst, das Wort, das am Anfang war, das menschgewordene Wort, das uns trägt, das die Würde aller Menschen ist.“

J. Ratzinger 11.05.1980 (aus JRGS 14/1)

Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.

Lesungen zum 5. Sonntag der Osterzeit: Apg 14,21b-27;Ps 145,1-2.8-9.10-11.13c-14;Offb 21,1-5a;Joh 13,31-33a.34-35

„Denke aber nicht, daß jenes wichtigste Gebot übergangen worden sei, welches vorschreibt, den Herrn, unseren Gott, zu lieben. Diejenigen, die sie richtig verstehen, finden beide Gebote in den einzelnen: Denn wer Gott liebt, kann ihn nicht verachten, der uns vorschreibt, unseren Nächsten zu lieben; und wer mit erhabener und geistlicher Liebe den Nächsten liebt, was liebt er in ihm, wenn nicht Gott? Das ist die Liebe, von der der Herr, um sie von aller weltlichen Liebe zu unterscheiden, sagt: wie ich euch geliebt habe. Denn was liebt er in uns, wenn nicht Gott, nicht als hätten wir ihn schon, sondern daß wir ihn doch besäßen? So sollen auch wir einander lieben, soviel wir können, und in Liebe dafür Sorge tragen, daß wir Gott in uns haben. (Augustinus)“

Quelle: Catena Aurea

„Hören mit dem Herzen“

Lesungen vom 4. Ostersonntag: Apg 13,14.43b-52;Ps 100,1-3.4.5;Offb 7,9.14b-17;Joh 10,27-30

„Jesus offenbart sich als »der Gute Hirt« und sagt: »Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen« (V. 27-28).

Diese Worte helfen uns zu verstehen, dass niemand sagen kann, er folge Jesus nach, wenn er nicht auf seine Stimme hört. Und dieses »hören« darf nicht oberflächlich verstanden werden, sondern es bezieht den Hörer ein, so dass es ein wahres gegenseitiges Kennenlernen ermöglicht, aus dem sich eine großherzige Nachfolge ergeben kann, die in den Worten »und sie folgen mir« (V. 27) zum Ausdruck kommt. Es handelt sich nicht nur um ein Hören mit den Ohren, sondern um ein Hören mit dem Herzen.“

PAPST FRANZISKUS, Regina Caeli 17. April 2016